
Vita
| 1925 | Mutterstadt/Limburgerhof, Pfalz |
| 1943 - 1946 | Reichsarbeitsdienst, Kriegsdienst, Kriegsgefangenschaft |
| 1947 - 1951 | Studium der Veterinärmedizin |
| 1953 | Eheschließung und erste Bildtafeln |
| 1952-92 | Tierarzt in Duttweiler/Pfalz / Tierseuchenbekämpfung Guinea/Westafrika / Tätigkeit bei Merk, Umzug nach Darmstadt / weiterer Wohnsitz Duttweiler/Pfalz |
| 1992 | Umzug nach Weischütz/Sachsen-Anhalt; Aufbau Rittergut Weischütz/ Anlage von 16,8 ha Weinbergsflächen / Einrichtung Weinkellerei |
| 3/2007 | Einzelausstellung im Herrenhof/Neustadt/Weinstraße |
| 27.4.2007 | nach Herz-OP verstorben |
Der Künstler über sein Werk
Schon zu Beginn seiner Geschichte hat der Mensch seinen Lebensinhalt bildnerisch dargestellt, wie die Höhlenzeichnungen auf verschiedenen Kontinenten beweisen. Offensichtlich hat der Mensch das Bedürfnis, ein Zeichen seiner Existenz und seines Lebensinhaltes über seinen Tod hinaus zu hinterlassen. In allen Zeitperioden habe Künstler in ihren Werken den Zeitgeist verdeutlicht und damit der Nachwelt vermittelt. Die bildnerische Aussage wurde damit zum Zeitzeugen und Dokument, noch bevor sie sich als Kunstobjekt verselbständigte. Anhand dieser Zeitzeugen lässt sich die Entwicklung der Menschheit lückenlos verfolgen. Das Bildwerk ist vielfach unbestechlicher und gibt tiefere Einblicke in die geistigen und ökonomischen Strömungen von Zeitabläufen, als das oftmals parteiliche Wort. Von der Umrisszeichnung über das Historienbild bis zum abstrakten Bildwerk lassen sich die zeitgeschichtlichen Lebensinhalte der Menschheit ungeschminkt ablesen. Mit den aufsteigenden Entwicklungsstufen der Menschheit hat sich auch das Gesicht des Bildwerkes geändert. Es wurde immer mehr von den subjektiven Zügen seines Erschaffers geprägt, das kollektive Bildmotiv ganz zurückgedrängt. Aber der Künstler interpretiert den Menschen als Hauptmotiv der bildnerischen Darstellung immer im Ausdruck seiner Zeit. Unverwechselbar ist die Darstellung des Menschen auf den Tafelbildern des Mittelalters durch Gestalt, Haltung und Physiognomie, geprägt durch die strengen Beschränkungen dieser Zeit. Die Kluft der Jahrhunderte zwischen Mittelalter und Neuzeit ist beim Vergleich zu heutigen Bildwerken schon am Gesichtsausdruck deutlich erkennbar.Die tiefgreifenden Veränderungen in der Neuzeit bewirkten Bildungen von Gesellschaften oft gegensätzlicher Interessen, die ihre Zielvorstellungen durch bewusst gefälschte Lebensinhalte zu erreichen suchten. Diese Täuschungen sind oft so komplex,dass sie auch der Künstler nicht zu durchschauen vermag. Oft ist er selbst in diesen Gesellschaften verkettet und seine Bildaussage ist widersprüchlich. Der berufenen Künstler hat nur seiner Aufgabe zu dienen. Seine Bildaussage ist der objektiven Analyse seiner Zeit und der Wahrheitstreue verpflichtet. Der Zeitgeist der letzten Abschnitte unserer Geschichte hat sich zumindest optisch radikal verändert. Auch hat die Fotografie die Ausgabe der Dokumentation weitgehend übernommen. Die Künstler versuchen deshalb diese Entwicklung durch neue Bildgedanken und Techniken bildhaft zu machen.Das Bild des Menschen tritt mehr in den Hintergrund, an seine Stelle wird eine direkte Darstellung seiner geistigen Wahrnehmungen, Denkprozesse und Empfindungen gesetzt mit den Mitteln abstrakter und symbolische Bildelemente. Oft werden Bildaussagen entwickelt, die das genetische-determinierte Verständnis des Menschen überfordern. Der Durchschnittsmensch ist damit nicht mehr in der Lage der Avantgarde zu folgen – er wird in seinem Lebensinhalt verunsichert. Vielleicht ist diese Entwicklung ein schneller Vorgriff auf die vor uns liegenden Jahrhunderte.
Die vorgestellten Bildtafeln behandeln chronologisch Zeitthemen. Alle sind der kritischen Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz zugeordnet. Der Gegenstand ist der Mensch unserer Zeit. Die Bildstrukturen und malerischen Mittel sind traditionell verhaftet, die Formen aber überschreiten die Proportionen. Mit einer übersteigerten expressiven Disproportion wird der Bildinhalt intensiviert. Der Betrachter wird in seinem Formverständnis bis an seine Toleranzgrenze gefordert. Die Kompositionen sind geschlossen. Auch Bildinhalte von Auflösung und Chaos unterliegen noch einer eigenen Ordnung. Der durch seinen genetischen Code determinierte Mensch wird in seiner Visualität nicht überfordert, er kann die Bildtafeln als Zeitzeugen empfinden.
Die Erbin der Bildersammlung, Brigitte Wieckmann, über den Künstler
Mein Onkel, Dr. Rudolf Wissel d’ Arrest, ist mir seit meiner Kindheit vertraut. Er war ein eigenwilliger Charakter mit einem oftmals schroffen Wesen. Damit schützte er seine verletzliche, empfindsame Persönlichkeit, bis ins hohe Alter beeinflusst durch seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg und während der anschließenden Gefangenschaft. Am 24.7.1925 in Mutterstadt/Pfalz, im Ortsteil Limburgerhof geboren, ging er in Ludwigshafen bis zum Abitur auf die Oberrealschule. Seinen früh gehegten Wunsch, Maler zu werden, gab er unter dem Eindruck der Zerstörung Mannheims und Ludwigshafens auf, und studierte Tiermedizin in Gießen. Doch seiner ersten Liebe, der Malerei, widmete er jede freie Minute. Lebendiges Zeugnis davon sind die bis heute erhaltenen über 60 Bildtafeln, meist im Format 2,40 x 2,00 m, die sich den gesellschaftlichen Problemen jener Zeit widmen. Die intensivste Schaffensperiode fällt in die Zeit von 1980 bis 1993, und die damals aktuellen Entwicklungen und Tendenzen sind bis heute von eher zunehmender Aktualität.Quellen: Neustädter Nachrichten 2.3.2007; Rheinpfalz 7.3.2007; Rheinpfalz 22.5.2007
Bildtafeln im Herrenhof



