
Gemeinsames Mahl, 1985
Öl auf Leinwand, 200 x 240 cm
Hier scheint es dem Künstler nicht um den Hunger in der Welt – siehe die Tafel “Die Reisschüssel“ – zu gehen, sondern um religiöse Bezüge. Aber wie viele Menschen versammeln sich noch in den christlichen Kirchen um den Abendmahlskelch?
„Kaum ist Heilligabend vorbei, sind wir wieder unter uns“, sagt der Pfarrer zu Beginn seiner Predigt am Zweiten Weihnachtstag zu dem fünf alten Damen, der jungen Familie und dem älteren Ehepaar, die auch heute wieder gekommen sind.
Warum verlieren die christlichen Kirchen kontinuierlich an Wertschätzung? Wegen des Festhaltens an Dogmen und überkommenen Ritualen, wegen schuldhafter Verstrickung mit der Macht im Laufe der Geschichte, wegen der anhaltenden Skandale im Bereich sexuellen Missbrauchs und dessen jahrzehntelanger Vertuschung? Oder schlicht wegen der generellen Tendenz der Säkularisierung? In jedem Falle: während 1985 noch 84% der Bevölkerung einer der christlichen Kirchen angehörten, lag der Anteil 2024 erstmals unter 50%. (22)