Rudolf Wissel d'Arrest

Herrschende und Beherrschte, 1985, Ölgemälde von Rudolf Wissel d'Arrest

Herrschende und Beherrschte, 1985

Öl auf Leinwand, 200 x 240 cm

Nach Nietzsches Philosophie gibt es eine „Herren-Moral“ und eine „Sklaven-Moral“. Er ging davon aus, dass in der Natur des Menschen einerseits der „Wille zur Macht“ und andererseits die Ergebenheit biologisch festgelegt sei. Das Herr-Knecht-Prinzip jedenfalls gilt seit Menschengedenken in unterschiedlich ausgeprägten Formen – Aufstände, Klassenkämpfe und Revolutionen prägen die Menschheitsgeschichte.

In demokratisch verfassten Ländern ist ein verhältnismäßig großer persönlicher Spielraum politisch erkämpft worden. Die Beherrschung ist subtil, wird kaum wahrgenommen, die Macht ist versteckt, verankert in Hierarchien. Folgt man Fromm, dann ist die Identitätskrise der modernen Gesellschaft „darauf zurückzuführen, dass ihre Mitglieder zu selbst-losen Werkzeugen geworden sind, deren Identität auf ihrer Zugehörigkeit zu (Groß)Konzernen oder anderen aufgeblähten Bürokratien beruht“.

Soziologisch betrachtet, ist das Verhältnis von Herrschenden und Beherrschten weniger eine klare Trennung von Akteuren, sondern ein komplexes Geflecht aus Macht, Legitimität, Habitus und sozialen Strukturen, das stetig neu ausgehandelt wird. (19)